Am Mittwoch war außerdem unsere zweite Bemusterung direkt auf der Baustelle für die Treppe durch die Firma Haubner Treppen. Die Terminfindung für die Bemusterung verlief etwas einseitig: eines Tages erhielt ich einen Anruf vom Vertriebsmitarbeiter der Firma, dass in etwa 1½ Wochen – also jenen Mittwoch, gegen 12:00 – das Aufmaß für die Treppe genommen werden muss und zu diesem Termin auch die Bemusterung stattfinden sollte. Einen anderen Termin zu finden wäre schwierig, da er sehr viel unterwegs sei und kaum freie Termine habe. Einen späteren Termin zu nehmen, könnte mit den Bestellfristen der Treppe kollidieren. Mehr oder weniger Glück im Unglück war für uns, dass der Dachstuhl ebenfalls für diesen Tag angekündigt war und wir so den Tag auch gleich zum Anschauen des Baufortschritts nutzen konnten.

Kurz vor Ankunft auf der Baustelle erhielten wir dann einen Anruf, dass sich der Vertriebler verzögert und es nicht vor 13:00 schaffen wird. Wir mussten allerdings spätestens 14:00 wieder zurück, um unser Kind aus der Kita abholen zu können. Mit etwas Sorge um die Zeit haben wir die Zeit auf der Baustelle für andere Dinge genutzt.

Nachdem wir uns für unser Mittag beim Nachbarn einquartiert hatten und 13:00 wieder auf die Baustelle zurückkehrten, war der Vertriebler dann aber doch schon da und hat die Vermessung durchgeführt. Damit konnte die eigentliche Bemusterung beginnen. Nun ja, wir waren nicht besonders überzeugt von der Darbietung.

Für kleines Geld…

Bevor wir überhaupt mit irgendwelchen Mustern begonnen hatten, begann der Vertriebler schon mit den Worten, dass er “uns für kleines Geld” ein paar Empfehlungen aussprechen möchte, die die meisten Bauherren so übernehmen würden. Hmm… kein guter Einstieg – jedenfalls bei uns. Wir begannen also erstmal die vertraglich zugesicherte Treppe im Katalog anzusehen. Es handelt sich um eine Stahlharfentreppe mit Wandhandlauf und Vollholzstufen in Buche. Er empfahl uns aber sofort, den Wandhandlauf durch einen Aufsatzhandlauf zu ersetzen, der auf dem Geländer aufgebracht wird. Der Aufpreis würde hierfür lediglich ca. 250€ betragen. Was er aber nicht erwähnt hatte: Netto! Wir würden also mehr Geld für weniger Leistung bezahlen, denn der Handlauf an der Wand wäre weg. Das Geländer ist aber in beiden Fällen da. Welchen Vorteil das hätte, wurde argumentiert: man hätte 10cm mehr Platz auf der Treppe – als würde ich immer direkt an der Wand entlang laufen?!

Als nächstes hat er uns alternative Stufenmuster gezeigt. Insbesondere die Laminatstufen mit hellem Holzdekor haben uns sehr gefallen. Der Preis hierfür würde bei 650€ liegen. Netto, versteht sich. Da wir die Böden schon aufeinander abstimmen wollten, hatte ich überlegt. Aber bei knapp 800€ Brutto fällt einem das überlegen deutlich schwerer. Eine Treppe ist unserer Meinung lediglich ein “Gebrauchsgegenstand”, welcher in unserem Haus keinen markanten Gestaltungsfaktor bildet. Wir nutzen die Treppe, um zwischen den Etagen zu wechseln, mehr nicht. Wir werden das Geld noch sehr gut woanders brauchen, z.B. Elektrik oder Badezimmer.

Auf die Frage, ob in diesem Preis dann wenigstens der Aufsatzhandlauf enthalten sei, wurde schon abgewunken. Die 250€ (immer noch Netto) würden da noch oben drauf kommen. Also 900€…. Netto…. Also letztendlich knapp 1100€ für ein paar Stufen. Uff. Das sitzt tief. Der Vertriebler meinte, dass wir eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre treffen und bei einem Hausbau würden die paar Hundert Euro doch nicht mehr ins Gewicht fallen. Zweiter Tiefschlag.

Wir wollten uns das ganze nochmal durch den Kopf gehen lassen. Denn schließlich ist es ja eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre und die sollte überlegt sein. Wir wollten also wissen, bis wann die Entscheidung darüber gefällt werden muss. Antwort: sofort. Dritter Tiefschlag und K.O.

K.O. nach drei Tiefschlägen

Wir konnten zumindest noch eine Bedenkzeit bis zum nächsten Tag um 10:00 abringen, so dass wir die Fahrt nach Hause nutzen konnten, um uns Gedanken über die Entscheidung zu machen. Aber es hinterlässt auf jeden Fall einen sehr fahlen Beigeschmack, wenn man zu einer Entscheidung eher gedrängt wird als von den Vorzügen überzeugt zu werden.

Entscheidung: alles bleibt beim alten

Letztlich haben wir uns dann doch gegen die Mehrleistungen entschieden. Das hat ganz pragmatische Gründe:

  1. Unsere Treppe ist sehr schmal. Nur 2,20m ist die Treppe breit und hat somit eher den Charakter einer Wendeltreppe. Dort läuft man in der Regel außen an der breitesten Seite der Stufen. Wenn wir den Aufsatzhandlauf gewählt hätten, würde allerdings der Handlauf an der Wand fehlen und könnte sich nirgends festhalten außer am Geländer in der Mitte. Das hätte allerdings einen so steilen Winkel, dass wir befürchten, dass wenn man mal stürzt, sich nicht daran festhalten kann, sondern eher wie an einer Feuerwehrstange daran herabsaust.
  2. Unsere Türen haben bereits Buche-Furnier. Die Stufen in Buche zu nehmen anstelle der Eiche-Furnierhölzer, ist also nicht gänzlich dramatisch, da sich so die Stufen der Treppe an die Türen angleichen.
  3. Wir benötigen jeden Cent bei Elektrik und Badezimmer. 1000€ hier, 800€ da. Für den Vertriebler schien es so als wäre das kein Problem. Aber wenn man noch immer nicht weiß, wie hoch die weiteren Kosten sein werden, tut jeder extra Euro weh.

Learnings:

  • Vertriebler vergessen sehr schnell zwei Dinge:
    1. Auch “kleines Geld” kann richtig weh tun
    2. Privatkunden rechnen in Brutto-Preisen. Auch wenn Netto viel schöner und besser klingt, machen 19% Aufschlag aus “kleinem Geld” sehr schnell “großes, nicht verfügbares Geld”.
  • Entscheidungen auf Druck zu erzwingen bewirkt bei uns eher das Gegenteil: wir nehmen Abstand von der Leistung. In erster Linie wird hier nur versucht, den geringen Mehrwert der Leistung oder irgendwelche andere Nachteile zu vertuschen. Wie das aussehen kann, hatten wir schon in Schkeuditz gelernt.
  • Mit Familie und Freunden über solche Entscheidungen zu reden, hilft in manchen Belangen sehr. In diesem Fall haben wir das “Laufverhalten” auf solchen Treppen erfragt. Eindeutiges Ergebnis: alle würden den Wandhandlauf bevorzugen als das Geländer zu nehmen.

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