Die 3. Bemusterung erfolgte zur Elektrik. Für uns ist hier die Firma Jens Schneider aus Bülzig (Zahna-Elster) zuständig. Die Bemusterung fand direkt auf der Baustelle statt, allerdings stand der Termin auf ganz schön wackeligen Füßen: damit wir überhaupt festlegen konnten, wo unsere Steckdosen hinkommen sollen, mussten die Trockenbauwände im Obergeschoss soweit vorbereitet sein. Allerdings konnten aufgrund diverser Verzögerungen bei den Fenstern, der Treppe und dem Trockenbau selbst die Wände erst zwei Tage später als geplant fertig gestellt werden. Eigentlich sollte auch das Badezimmer bemustert werden, aber ohne die Trockenbauwände, musste dieser Termin verschoben werden.

Die Elektrik konnte allerdings nicht verschoben werden, denn diese sollte schon in der darauffolgenden Woche verlegt werden. Das Gute an einem eng gestecktem Zeitplan ist ohne Frage, dass es schnell vorwärts geht. Das wirklich Problematische daran ist aber, dass man keinerlei Spielraum bei der Terminfindung hat. Wenn sich etwas verzögert muss man sich selbst verbiegen und den Alternativtermin irgendwie möglich machen, um nicht die nachfolgenden Gewerke zu gefährden.

So haben wir letztlich die Elektrik am Baustellenplan festgehalten und mit den 3D-Plänen nachvollzogen. Bei Vertragsabschluss hatten wir die lächerliche Anzahl Steckdosen aus der Baubeschreibung bereits auf knapp 70 Steckdosen insgesamt hochgeschraubt. Letztlich haben wir aber trotzdem festgestellt, dass wir noch die eine oder andere Steckdose benötigen. Als Leitfaden kann ich nur die Empfehlungen der HEA in Form der RAL-RG-678 empfehlen, welche die Elektrikausstattung in 3 Stufen vorschlägt:

  • ★ (1 Stern) = Mindestausstattung
  • ★★ (2 Sterne) = Standardausstattung
  • ★★★ (3 Sterne) = Komfortausstattung

Die Stufen bauen jeweils auf der vorhergehenden Stufe auf und ergänzen diese um weitere Steckdosen, Datendosen oder Lichtauslässen. Die Baubeschreibung unseres Hauses hat dabei nicht einmal ein viertel der Mindestausstattung. Grob gesagt heißt das, wir hatten keine Elektrik im Haus enthalten.

Mit der Erweiterung auf insgesamt ~ 80 Steckdosen konnten wir die meisten Räume auf irgendwas zwischen ★ und ★★ Sterne bringen. ★★★ ist unserer Meinung nach totaler Overkill. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass das Verlegen einer einzelnen Steckdose ca. 50€ extra kostet. Verteilerdosen sehen vielleicht nicht schön aus, kosten aber ein Bruchteil dessen.

Letztlich haben wir uns aber dennoch zu zwei großen Posten hinreisen lassen: Die Vorbereitung für die Motorisierung aller Rollläden und die Sternverkabelung aller Schalter und Aktoren (Lichter und Rollläden) als Vorbereitung für Smart Home. Selbst wenn wir jetzt im Moment noch nicht über Smart Home nachdenken, bietet die Sternverkabelung einen entscheidenden Vorteil: die Verknüpfung der Aktoren und Schalter kann vollständig im Schaltschrank erfolgen und es müssen keine teuren KNX-Kabel verlegt werden. Letztlich kann ein ganz gewöhnlicher Schalter auch mit einer Steckdose verknüpft werden ohne zusätzliche Smart-Home-Komponenten zu verbauen.

Die Beratung von Herrn Schneider war durchweg positiv. Wir hatten zwar einiges an Vorbereitung mitgebracht und einfließen lassen, aber an der einen oder anderen Stelle hat er uns dann doch noch ein paar sehr gute Ideen gegeben. Insbesondere bei der Beleuchtung im Wohnzimmer konnten wir noch diverse Dinge optimieren.

Die Überraschung kam dann recht prompt, als das Angebot des Elektrikers eintrudelte: ca. 6000€ Mehrkosten. Also nochmal oben drauf zu den ohnehin schon im Vertrag zusätzlich vorgesehenen 4000€. Stolze 10.000€ soll uns also die Elektrik kosten. Zum einen sind die Steckdosen aufgrund der Lieferprobleme ca. 13% teurer geworden. Zum anderen hat uns die HS-Bau wieder gehörig über den Tisch gezogen: die Netzwerkdosen, die wir für einen Einzelpreis von 163€ (!!!) angefordert hatten, sind im Vertrag lediglich als Datenleerdosen angegeben. Das heißt im Klartext: Unterputzdose mit Kabel und Deckel. Der Einsatz für die Dose soll nochmal ca. 50€ zusätzlich kosten. Letztlich haben wir uns dann dafür entschieden von den 8 Datendosen nur 3 wirklich auszustatten und den Rest so zu belassen. Wir werden uns also nur 2 Hotspots in die Flure hängen und an die dritte Dose kommt das TV-System. Die Sternverkabelung haut mit 2400€ richtig rein, aber hier kann man noch argumentieren, dass die Menge an Kabeln auch erstmal verlegt werden müssen. Ein kleines Einsparpotential besteht bei den TV- und Telefondosen. Oftmals sind diese im Vertrag enthalten. Wenn man aber ohnehin nur auf Streaming setzt und DECT-Telefone einsetzt, braucht man diese Dosen nicht zusätzlich in den Räumen und kann diese entweder herausrechnen oder in LAN-Dosen ändern lassen.

Aber was soll’s, sofern wir damit nicht in 5 Jahren wieder alles aufstemmen müssen, werden wir diesen Brocken schlucken müssen.

Learnings

  • Prüft im Vertrag ganz genau, was bereits an Steckdosen enthalten ist und plant schon so früh wie möglich, wie viele Steckdosen, Lichter und Schalter ihr haben wollt. Unser Bauherrenberater kalkuliert für ein durchschnittliches Haus ohne zusätzlichem Schnickschnack mit ca. 6000€ – 7500€ für die gesamte Elektrik. Ein entsprechendes Polster sollte also für die Bemusterung auf jeden Fall berücksichtigt werden. Wir waren leider so naiv und meinten, dass die schon einkalkulierte Summe reicht.
  • Wir hätten bei Vertragsabschluss ganz genau prüfen sollen, ob die Datendosen auch wirklich Datendosen sind und keine Blindgänger.
  • Die Preissteigerungen der letzten Monate schlagen bei so späten Bemusterungen heftig ein. Mehrkosten werden 1:1 weitergereicht, die Wahrscheinlichkeit, dass Preisreduzierungen ebenfalls durchgereicht werden, sind da doch eher unwahrscheinlich.
  • Ob ein, zwei oder drei Sterne sein müssen, muss man individuell für sich entscheiden. Oftmals werden übermäßig viele Steckdosen als Zukunftsfähigkeit deklariert, welche dann letztlich doch nicht genutzt werden. Wichtig sollte dabei sein, dass man gedanklich durchplant, welche Anwendungsfälle an den jeweiligen Orten geplant sind und ob man z.B. seine TV-Wand auch mal woanders aufstellen will und deshalb dort ggf. auch die gleiche Anzahl an Steckdosen sinnvoll wären.
  • Smart-Home allein aufgrund von Komfort-Zugewinn einzuplanen, rechnet sich meist nicht. Auch hier sollte – so die Empfehlungen – konkret überlegt werden, was man mit der smarten Steuerung erreichen will. Schließlich verbrauchen die Komponenten zunächst erstmal selbst Energie, bevor sie diese irgendwo wieder einsparen können.
  • Überlegt wie und wo WLAN-Hotspots sinnvoll sein könnten. Dabei nicht nur an das Haus sondern auch an den Garten denken. Mit PoE können die Hotspots auch mit Strom versorgt werden, ohne eine Steckdose verschwenden zu müssen.

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